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Märchenstadt Riga

Die Prinzessin des Baltikums

Flieger, Bus und dann per Pedes

In der lettischen Hauptstadt gibt es ein Sprichwort: „Geh aus dem Haus. Du brauchst nur deine Füße in dieser alten Märchenstadt.“ Um dort hinzugelangen, geht es aber zunächst mit dem Flieger vom Hannover Airport aus zum Flughafen in Riga. Von hier ist die City mit der Buslinie 22 in einer halben Stunde erreicht.

Älteste mittelalterliche Gebäude in Riga © iStockphoto/gorsh13
Älteste mittelalterliche Gebäude in Riga © iStockphoto/gorsh13

Gesang für die Freiheit

Im Bus erzählt ein Lette von einem Ereignis im Jahr 1989. Damals bildeten Esten, Letten und Litauer eine 650 Kilometer lange Menschenkette. Gemeinsam sangen sie gegen die sowjetische Vorherrschaft an. 1990 erklärten die drei baltischen Staaten ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion.

Riga ist die größte baltische Stadt. Reich an Geschichte zwischen deutschen und russischen Einflüssen sowie ihrer neu gewonnenen lettischen Identität. Wie weltoffen sich diese zeigt, spiegeln allein die vielen Unterkünfte wider. Von heimelig bis hin zu topmodern.

Livu Platz am Abend © iStockphoto/imantsu

Die urgemütliche Altstadt

Zahlreiche Kirchen, Gildehäuser und das berühmte Schwarzhäupterhaus zeugen von der reichen Stadt- und Handelsgeschichte. Schwarzhäupterhaus heißt es, weil der Schutzpatron des Gebäudes der stets dunkelhäutig dargestellte heilige Mauritius ist. 

Täglich um 12:00 Uhr findet im Dom ein Orgelkonzert statt. Die Orgel ist ein Meisterwerk aus der Spätromantik. Sie gilt als herausragendes Zeugnis der Musikgeschichte. Weiter geht es zum Gebäudeensemble „Drei Brüder“, in dem jetzt das Architekturmuseum untergebracht ist. Anschließend zum Schwedentor an der Stadtmauer. Am Katzenhaus recken Neugierige die Köpfe, um die Skulpturen auf dem Dach zu sehen.

Vierundzwanzig „Arzneien“

Der Besuch in Riga ist Balsam für die Seele. Balsam für die Kehle ist der „Schwarze Balsam“. Ein Kräuterlikör. Er besteht aus 24 Arzneipflanzen. Im Eichenfass gereift. Allerorts wird er getrunken. Pur, in Cocktails, mit Tee oder im Kaffee. Etwa zu feinsten Pralinen in der urigen Black Magic Bar. Anschließend ist die Aussicht von Rigas Petrikirche ein Hochgenuss. Bei gutem Wetter reicht der Blick bis zur Ostsee.

Abends wird die Altstadt zum Pflaster für Nachteulen. Auch im historischen Kellergewölbe des Folksklubs Ala Pagrabs. In verzweigten Gängen wird bei Kerzenschein und Livemusik deftig gegessen, getrunken und getanzt. Die 28 Fassbiersorten erfreuen dabei jedes Biertrinkerherz.

Boot auf einem Kanal im Kronvalda-Park © iStockphoto/Eloi_Omella

Pilsetas Kanal und Jugendstil

Am nächsten Morgen ist der Spaziergang am Kanal ein Muss. Vorbei am Maris Lilpa Monument und dem Freiheitsdenkmal bis zum Kronvalda Park. Dahinter kommen die schönsten Exemplare der rund 800 Jugendstilhäuser zum Vorschein.

Brüllende Löwenköpfe, Blumenranken, Medusenhäupter mit offenen Mündern. Sie stehlen sich gegenseitig die Show. Besonders in der Straße Alberta iela. Hier befindet sich auch das Rigaer Jugendstilzentrum. Eine nachgestellte Wohnung aus dem Jahr 1903 ist ein unbedingtes Highlight!

National Latvian Art Museum

Nicht minder beeindruckt das Lettische Nationalmuseum für Kunst. Neben der prunkvollen Architektur erzählen die Kunstwerke über die Geschichte Lettlands. Wer nach dem Besuch im Museumscafé keinen Platz bekommt, findet auf dem Rückweg direkt am Kanal einen Lichtblick: den gläsernen Teepavillon. Der wärmende Tee mit Kuchen ist eine wahre Wohltat.

Die größten Markthallen Europas

Im russischen Viertel begeistert der Zentralmarkt, auch die Zeppelin-Markthallen genannt. Birkensaftsmoothie, Hanfbutter, Sauerampfersuppe: All diese Köstlichkeiten gibt es hier. Oder wie wäre es mit einem Teller der ursprünglich aus Russland stammenden Pelmeni? Zu den mit Fleisch gefüllten Teigtaschen werden Schmand und Petersilie gereicht. Lecker!

Die Sicht von der Akademie der Wissenschaften

Jeden Tag bis 22:00 Uhr lässt sich der Blick von der Aussichtsplattform der Akademie der Wissenschaften genießen. Mit dem Aufzug geht es bis in den 14. Stock. Dann noch zwei Stockwerke zu Fuß empor. Von hier sieht man den „Gläsernen Berg“. Ein Märchen gab der Lettischen Nationalbibliothek diesen Namen.

Bei Dunkelheit spiegelt sich das Bauwerk im Wasser des Flusses Düna. Deshalb wird sie außerdem „Das versunkene Lichtschloss“ genannt. Über fünf Etagen erstreckt sich eine Regalwand hinter Glas. Das „Bücherregal des Volkes“. Alle Letten waren einst aufgerufen, ein „Herzens-Buch“ zu spenden. Darin enthalten eine kurze Widmung für „ihre“ Bibliothek.

Habt ihr Lust, ein alternativeres Riga abseits der touristischen Ecken und der schön renovierten Altstadt zu entdecken? Dann empfehle ich euch einen Abstecher in die Gegend um die Miera iela, die auch „Miera ielas republika“ genannt wird. Denn hier haben sich ein paar kreative und alternative Projekte und Ateliers, Cafés, Kneipen und Läden angesiedelt.

In nur wenigen Minuten rumpelt man mit der Tram bequem die Miera iela entlang und steigt am besten auf Höhe der historischen Laima Schokoladenfabrik aus. (Wer mag, kann hier ein süßes lettisches Souvenir im Laima Chocolate Shop erstehen). Der eigentliche Tipp liegt jedoch nur wenige Meter weiter in der Miera iela 29: die Rocket Bean Roastery. Die hippe Rigaer Coffeeshop serviert richtig guten Kaffee aus hauseigener Röstung sowie Kuchen und kleine Speisen. Backsteinwände, cooles Industriedesign, Grünpflanzen und free Wifi verleihen dem Café eine gemütliche Atmosphäre, in der man dem Trubel der Stadt gerne für ein Weilchen entkommen mag.

Wer Tee bevorzugt, sollte ein Stückweiter südlich in das gemütliche und stimmungsvolle kleine Teehaus „Illuseum“ einkehren. Auch der Innenhof des Industriekomplexes gegenüber der Rocket Bean Roastery ist einen Blick wert: Hier gibt es bunte Streetart und kleine Bars mit Außenbereich. Weitere individuelle Anlaufstellen in der Miera iela sind das im Omastil eingerichtete Café Mierā, die Craft-Beer-Bar Taka und die Boutique M50 mit individuellen Klamotten und Accessoires lettischer Labels.

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