Sky du Mont ist ein angenehmer Zeitgenosse. Eigentlich gibt er keine Interviews mehr. Am Hannover Airport macht er eine Ausnahme. Zum Glück. Denn im Gespräch sagt der 72-Jährige viele bemerkenswerte Sachen. Ein Mann, bei dem der Kopf heute über das Herz entscheidet. Der die Dinge nicht mehr für selbstverständlich nimmt. Und der weiß, was er kann. Und was nicht.
Pünktlich, freundlich, professionell. Vielleicht eine Spur distanziert. Das sind meine ersten Eindrücke, als ich Sky du Mont zu meinem Interview treffe. Leger gekleidet, Blue Jeans, eine leichte Daunenjacke und Jogging Schuhe – das passt so gar nicht in mein Bild, das ich von du Mont aus zahlreichen TV- und Kinoauftritten habe. Dort wirkt der Wahl-Hamburger eher immer britisch und gentlemanlike. Eine Sache der Erziehung, wie er mir später sagen wird. Werte und Moral sind ihm wichtig, das versucht er auch seinen drei Kindern mit auf den Weg zu geben.
Lebe konsequent und bewusst
Irgendwann hat Sky du Mont für sich entschieden, das Leben pragmatischer zu nehmen. Rationaler zu betrachten. Natürlich hat er immer noch den Blick für die schönen Dinge des Lebens. Schnelle Autos und schöne Frauen. Aber alles hat seine Zeit. Und die teilt sich du Mont jetzt bewusster ein. Setzt sich, aber auch anderen damit Grenzen.
“Wenn man ein gewisses Alter erreicht hat muss man vorsichtiger sein. Natürlich würde ich mir gerne eine Harley kaufen. Natürlich wäre ich gerne mit einer 30-jährigen zusammen. Aber das funktioniert nicht. Also lässt man es.”
Ist es die Lebensweisheit oder diese Demut, die mich so fesseln? Der Mann, der noch vor kurzem mit einer deutlich jüngeren Frau zusammen lebte, nun auf dem selbst gewählten Abstellgleis? Sky du Mont, der in seinen Rollen im “Schuh des Manitu” oder (T)Raumschiff Surprise auch die jüngeren Zuschauer mit seinem Charme und Selbstironie um die Finger wickelte? Er meint es wirklich ernst. Er hat die Dinge geordnet. Aufgeräumt mit Sachen, die unwichtig sind. Im Blick zuerst das, was er zum Leben noch braucht. Das ist immer noch ein gehobener Standart. Das bleibt ihm wichtig und dafür arbeitet er viel.
Der Künstler du Mont ist vielfältig und fleißig. Als Schauspieler, Sprecher oder Buchautor. Sein neuestes Werk “Jung sterben ist auch keine Lösung” zeigt wie es in Sky du Mont aussieht. Er setzt sich mit dem Alter auseinander. Da führt ja auch keine Weg dran vorbei. Aber er macht es auf seine Art und Weise. Innerlich ist er jung geblieben.
Jahrzehntelang hat Sky du Mont die TV-Bildschirme mit dominiert. “Derrick”, “Tatort”, “Der Alte” oder “Ein Fall für Zwei” – in den meisten deutschen Wohnzimmern war der schöne Dumont abends zuhause. Immer gut gekleidet, immer diese leicht arrogante Art. Ganz anders als viele seiner Kollegen. Auch Hollywood wurde aufmerksam auf den großen Deutschen. Star Regisseur Stanley Kubrick rief und du Mont wagte den Spring über den großen Teich. Dort kletterte auf den Film-Olymp. “Eyes wide shut” mit Tom Cruise und Nicole Kidman wurde ein Welterfolg – und du Mont ein international gefeierter Star. Ob er denn von diesen Berühmtheiten etwas gelernt habe, möchte ich wissen? Dumont überlegt nur kurz. Nein, da brauchte er sich gar nicht verstecken. Mit seiner Ausbildung an der Schauspielschule in München war er bestens gerüstet. Aber die menschliche Seite der Stars, die hat du Mont interessiert. Wirkliche Größe zeigt sich in kleinen Gesten. Die, die man nicht vor der Kamera sieht. Gregory Peck hat ihn begeistert. Ein Star ohne Allüren. Auch ein Grund dafür, dass du Mont immer ein Ohr für die Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen hat.
Ohnehin ist Sky du Mont ganz anders, als viele glauben. Kein Blender. Er drängt sich nicht auf. Das kommt manchmal falsch an. Er redet keine belanglosen Dinge. Das sorgt manchmal für Unruhe. Er geht nicht gerne über den roten Teppich. Das war schon früher so. Bühnenangebote und Auftritte im Fernsehen hat er viele Jahre lang einer alten Freundin zu verdanken, die an sein Talent glaubte. Sie schriebt Bewerbungen für ihn, oftmals ohne sein Wissen. Dafür ist er heute noch dankbar. Aber auf andere verlassen hat er sich trotzdem nie. Er wusste immer was er wollte. Bei einem Casting zur amerikanischen Top-Serie “Columbo” wurde es ihm einmal zu bunt. “Auf dem Gang saßen 20 Sky du Monts. Alle der gleiche Typ. Nachdem ich vorgesprochen hatte waren am nächsten Tag immer noch 18 da. Das musste ich mir nicht antun.” Sky brach seine Bewerbung ab. Auch bei der US-Serie “General Hospital” stieg er früher aus. Eine Produktion wie am Fließband, nicht sein Ding.” Er tat alles, um vorzeitig aus dem Vertrag zu kommen.
Nimm die Verantwortung an
Auch in der Politik hat Sky du Mont klare Kante gezeigt. Sein liberales Verständnis wurde ausgrechnet von FDP Chef Christian Lindner überstrapaziert. Als dieser seiner Partei riet lieber in die Opposition zu gehen, anstatt mit zu regieren platzte Parteimitglied du Mont der Kragen. Er trat aus und beschwerte sich bei Lindner. Sich um Verantwortung drücken war nie sein Ding. Das erwartet er auch von anderen.
Sky du Mont war lange auf der Suche. In seiner Kindheit nach der Geborgenheit seiner Familie. Vor allem nach der Liebe seiner Mutter. Er lebte in Argentinien, der Schweiz, England und den USA. Er war verheiratet mit vier Frauen und suchte die Schönheit des Lebens. Und die Jobs, um das alles zu finanzieren. Geschenkt wurde ihm nie etwas. Auch wenn der Name du Mont das vermuten lässt.
Dieser Sky du Mont von früher ist Vergangenheit. Er ist einsichtiger geworden: “Wenn man die Bremslichter vor Augen hat ist es Zeit aufzuräumen.
“Es gibt immer jemanden, der etwas besser kann, als man selber. Ich kann zum Beispiel gut Kirschkerne weit spucken. Aber irgendwo gibt es jemanden, der kann bestimmt noch viel weiter. Wenn man weiß was man kann, dann macht dies das Leben leichter. Noch besser ist es, man weiß was man nicht kann.”
Sky du Mont kann eine ganze Menge. Vor allem hat er diesen Hang zur Selbstironie. Ein kleiner Seitenhieb gegen sich selber. Witze nicht auf Kosten anderer. Das ist eine Kunst, die nur wenige beherrschen. Sky du Mont würde sagen, da gibt es bestimmt bessere. Ich kenne keinen.
Nach einer halben Stunde schaut er auf die Uhr. Höflich gibt er mir zu verstehen, dass wir zum Ende kommen sollten. 30 Minuten waren verabredet. Pünktlich, freundlich, professionell. Du Mont hat sein Leben im Griff. Nach vielen Jahren des Suchens ist er angekommen. Endlich. Und zum Glück sind die Bremslichter noch weit am Horizont entfernt.