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Valletta: Kleine Insel, große Geschichte

Valletta auf Malta ist die südlichste und kleinste Hauptstadt der Europäischen Union. Knapp 6.000 Menschen leben hier auf einer Landzunge von gerade mal einem Quadratkilometer. Seit 1980 gehört die Mini-Metropole mit reicher Geschichte zum Unesco-Weltkulturerbe. 2018 ist sie Kulturhauptstadt – und zeigt sich facettenreich.

Geht die Sonne über Valletta auf, lässt sie die ockerfarbenen Mauern der Paläste leuchten. So menschenleer fällt es noch leicht, sich einen ähn­lichen Morgen vor 400 Jahren vorzustellen: Die Bettler sammelten sich vor den Bäckereien, da die ersten 200 Brötchen an Bedürftige verschenkt werden. An ihnen vorbei laufen drei Ritter in schwarzen Mänteln zur Frühmesse der Kathedrale St. John’s. Auf ihrer stolzen Brust das Kreuz des katho­lischen Johanniterordens.

Die Johanniter regieren die Stadt. Kaiser Karl V. übergab ihnen im Jahre 1530 Malta als Lehen, nachdem sie von den Türken aus Rhodos vertrieben worden waren. Aus den Rittern des Johanniter-ordens wurde der Malteserorden. Als Gegenleistung für die Pacht war jährlich ein Malteser Falke an den Kaiser abzuliefern.

35 Jahre später belagerten die Osmanen Malta. Die Ritter setzten sich erfolgreich zur Wehr. Daraufhin gründete der damalige Großmeister des Malteserordens, Jean de la Valette, 1565 die nach ihm benannte Festungsstadt Valletta. Damit der Wind vom Meer die heißen Steine kühlte, wurden die Straßen schachbrettartig angelegt.

Pompöse Sehenswürdigkeiten

Das imposanteste Zeugnis jener Zeit ist der barocke Großmeisterpalast mit seiner Waffenkammer. Angesichts der Tatsache, dass sich die Malteser damals wie heute der „Hilfe für Bedürftige“ verschrieben haben, wirkt der Pomp auf manchen irritierend. Beeindruckend ist er dennoch. Marmorböden, ausgemalte Gänge mit Kronleuchtern, vergoldete Säulen und Wandteppiche schmücken das Gebäude.

© iStock.com/Zheka-Boss

Immerhin finden Besucher auf den Spuren der Malteser im heutigen Mediterranean Conference Center das modernste Hospital der damaligen Zeit. 155 Meter lang und elf Meter hoch ist das „Krankenzimmer“ für die Wohl­habenden. Darunter befand sich das eben­so große Gewölbe für die Besitzlosen.

Gezeichnet von internationaler Geschichten Einflüssen

1798 plündern die Franzosen unter Napoleon die Insel. Sie blieben, bis Malta 1814 britische Kolonie wurde. Die Unabhängigkeit von den Briten folgte 1964. Die Kolonisten hinterließen ihre Spuren: Neben dem ara­bischen Malti gilt Englisch als die offizielle Amtssprache. Es herrscht Linksverkehr. Aufgrund der schmalen Straßen und des me­diterranen Temperaments empfiehlt es sich, auf das gut ausgebaute Netz von Bus und Bahn auszuweichen.

Und täglich um Punkt zwölf Uhr gibt es einen Kanonenschuss zu britischer Marschmusik. Ein Schauspieler mit striktem Blick auf die Taschenuhr bedient die Kanone. Er trägt Khakiuniform und Tropenhelm. Das Spektakel findet auf der Terrasse der Upper Barakka Gardens statt.

Fischkutter, Superyachten und das Stadttor

Der Grand Harbour in Valletta ist einer der größten Häfen Europas. Im Zentrum des Grand Harbour befindet sich der alte militärische Stützpunkt Fort St. Angelo. Majestätisch prangt es über der Stadt. Es bietet eine spektakuläre Sicht über den Hafen und das Meer. Wer nicht mit dem Schiff kommt, der fliegt hierher. Vom Hannover Airport aus gelangen Reisende per Direktflug mit TUI fly oder Small Planet nach Malta. Die Flugzeit beträgt rund drei Stunden.

Durch das neue Stadttor von Renzo Piano strömen täglich rund 40.000 Pendler. 2014 wurde es fertiggestellt. Den Stein für die beiden trapezförmigen Blöcke fand Piano auf der Nachbarinsel Gozo. In Italien ließ er ihn per Laser zuschneiden. Das war extrem teuer und führte zu hitzigen Diskussionen.

Eine Straße wird wiederbelebt

Das Gesicht Vallettas wird am eindrücklichsten durch die bunten Fassaden der Häuser geprägt: tannengrün, meerblau, rostrot und ocker. Mit ihren filigran geschmiedeten Balkonen oder verglasten Erkern aus Holz vermitteln die Gebäude Geborgenheit. Damit sich die Kulturhauptstadt in ihrer ganzen Schönheit zeigen kann, wurden alle wichtigen Bauten in den vergangenen Jahren aufwendig renoviert.

© iStock.com/Freeartist

Wiederbelebt wurde auch die bekannteste Straße der Stadt: die Strait Street. Jene schmale Gasse, die bis runter zum Hafen reicht. Bis in die 1970er-Jahre feierten hier Matrosen, Künstler und Transvestiten die Nächte durch.

Dem Künstler Giuseppe Schembri Bonaci wurde aufgetragen, die Straßen seiner Kindheit wieder zum Leben zu erwecken. Anlass waren die Feierlichkeiten zur Kulturhauptstadt. Neben Kleinkunst auf der Straße finden hier bunte Ausstellungen, Konzerte und Theaterveranstaltungen statt.

Auf einen Kinnie im Caffe Cordina

Es lohnt der Versuch, einen Platz im zentral gelegenen Tradi­tionscafé „Cordina“ zu bekommen. Frauen in sommerlichen Kleidern und Männer mit hochgekrempelten Hemdsärmeln sitzen im historischen Ambiente oder draußen unter Sonnenschirmen. Hier trinkt man Kaffee, Aperol Spritz oder das Nationalgetränk Kinnie – eine Limonade aus Bitterorangen und Gewürzen. Dazu gibt es kunstvoll drapierte Köstlichkeiten wie die sizilianischen Kannoli mit Ricotta.

Wer mit Maltesern ins Gespräch kommt, erfährt etwas über die Arbeit bei der Firma Playmobil, die auf der Insel produziert. Oder über den neusten Film. Denn das Mini-Hollywood Malta diente bereits als Kulisse für „Gladiator“, „Troja“ oder den „Da Vinci Code“. Natürlich lieben es die Malteser auch, über Fußball und Politik zu diskutieren.

Kritische Worte über die Korruption oder die Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia bleiben da nicht aus. Vehement schrieb die Malteserin gegen illegale Machenschaften wie Schmiergeld, verkaufte Pässe und Briefkastenfirmen an. Sie soll nicht in Vergessenheit geraten.

Es gibt noch mehr zu entdecken.  Zum Beispiel paradiesische Bademöglich­keiten auf den Schwester­inseln: Die blaue Lagune auf Comino lädt zum Schnorcheln, Surfen und Wasserski ein. Wohingegen Ramla Bay auf Gozo einen der schönsten Sandstrände im ganzen maltesischen Archipel darstellt.

Facettenreiche Kulturprojekte

Doch bleibt für einen Strandtag überhaupt Zeit? Viele lokale Feste prägen das Jahr. Etwa das St.-Pauls-Fest, der Karneval und die Freitagsprozession. 2018 kommen sogar noch rund 400 Sonderveranstaltungen und 140 Kultur­projekte hinzu. Die Bandbreite reicht von klassischer Oper über Performance Art und Design bis hin zu Film und Musik.

Musikanten, Straßenkünstler, Pantomime: Überall in der Stadt wird gefeiert. Nachts sind die Häuser mit farbenfrohen Licht­installationen geschmückt. Da lohnt sich ein Blick nach Flügen und in das gesamte Jahresprogramm der Kulturhauptstadt.

Upper Barrakka Gardens ist eine wunderbar blühende Oase am höchsten Punkt der Stadtbefestigung Vallettas. Nicht nur, dass man in der kleinen Parkanlage herrlich die grüne Seite Maltas genießen kann, man hat auch einen atemberaubenden Blick auf den majestätischen Grand Harbour. Wer sich in die Aussicht verliebt hat, der sollte sich gleich noch einen Tisch im „The Harbour Club“ reservieren und dort zum Sonnenuntergang sein Dinner genießen. Hier kommen dann zu geschmacklich berauschten Sinnen auch noch die optischen Genüsse hinzu.

Reisen von Hannover sind buchbar unter haj.de oder telefonisch unter 0511 977-1111.

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Foto: Nikolai Korzhov – stock.adobe.com
Sun chairs and umbrellas beach with no tourists and clear blue water
Kathedrale La Seu in Palma de Mallorca | © Envato elements