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Berge, Wüste und der Golf

Ras al Khaimah, übersetzt „die Spitze des Zeltes“, liegt nur eine Autostunde vom Airport in Dubai entfernt. Eine breite Autobahn führt durch die Wüste in den nördlichsten Teil der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Hier beginnt eine andere Welt – mit Wüsten und Wadis, Stränden und Gebirgen, aber ohne die Hektik und den Gigantismus von Dubai und Abu Dhabi.

Von den Emiratis nur RAK abgekürzt, gilt die kleine, feine Perle als ideales Reiseziel – vor allem in der kühleren Jahreszeit. Doch wer Bekannten erzählt, dass er seinen Urlaub in Ras al Khaimah verbracht hat, der erntet fast immer fragende Blicke: „Wo wart Ihr?“ Das viertgrößte der Vereinigten Arabischen Emirate ist eben noch keine bekannte Touristendes­tination und grenzt sich bewusst von den Nachbarn ab. „Wir brauchen nicht den höchsten Turm, die größte Mall und ein Kongresszentrum für 10.000 Personen“, sagt der Tourismuschef Haitham Mattar in Anspielung auf den 828 Meter hohen Burj Khalifa oder die Dubai Mall mit ihren 1.200 Geschäften. So richtig los ging es mit dem Tourismus in den vergangenen drei Jahren.

© Tim Mueller-Zitzke – stock.adobe.com

Das ist vor allem Scheich Saud bin Saqr Al Qasimi zu verdanken, der im Oktober 2010 seinem Vater nachfolgte und seitdem Ras al Khaimah regiert. Die Dynastie, die seit Generationen die Geschicke des Emirats bestimmt, will RAK zu einem Ort machen, an dem die Wirtschaft floriert und sowohl Einheimische als auch Menschen aus anderen Ländern gemeinsam leben und arbeiten. Dass der junge Scheich mit seiner Strategie nicht ganz falsch liegt, beweisen viele Fortschritte auf wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Ebene sowie ein beachtliches Bevölkerungswachstum.

Die reizvolle, zu Oman gehörende Exklave Musandam zerschneidet das Emirat in zwei Teile. Ungeachtet dessen bietet RAK eine Vielfalt an Urlaubserlebnissen: eine Jeepsafari durch die Wüste am Morgen, eine Klettertour im Hadschar-Gebirge am Nachmittag und danach ein Segeltörn, immer dem Sonnenuntergang entgegen. Ferien am Meer und Urlaub im Gebirge – all das kann ein Aufenthalt in Ras al Khaimah bieten.

Die alte Welt in der Hauptstadt am Creek

RAK-City hat mehr als 260.000 Einwohner und liegt auf einer schmalen Landzunge zwischen dem Arabischen Golf und einer Lagune, international als Creek bezeichnet. In der Altstadt sind heute besonders entlang der Sheikh Muhammad Bin Salim Road oder Sidroh Street noch Häuser in traditioneller Bauweise aus Korallenstein zu bewundern, die meisten jedoch stark sanierungsbedürftig. Im Souk, dem Handelsviertel, kann man Gold, Parfum, Stoffe und traditionelle arabische Kleidung kaufen – die weiße Dishdasha, auch Kandura genannt, tragen voller Stolz die arabischen Männer. Die Frauen sind in die bodenlange Abaya gehüllt, zumeist mit Kopftuch oder Kapuze.

Das älteste noch erhaltene Gebäude in der Altstadt ist  das Al Hisn Fort. Der quadratische Turm stammt aus der persischen Besatzungszeit und wurde 1736 bis 1749 erbaut. Mehr als zwei Jahrhunderte lang diente das Fort der Verteidigung, später, bis 1960, der Herrscherfamilie Al Qasimi als Residenz. Heute ist in der Anlage das Nationalmuseum untergebracht. Reiche Perlenhändler und mächtige Scheichs bauten ihre Häuser entlang der Küste. Sie säumen den Weg in Richtung Creek, wenn man zum Fischereihafen und Fischmarkt fährt. Die idyllische Umgebung und die am Ufer liegenden, malerisch anmutenden Boote sind ein perfektes Fotomotiv. Frühmorgens hat man hier noch die Chance, den Fischern bei der Arbeit zuzusehen und auf dem Markt frischen Fisch zu kaufen. Doch das bleibt angesichts der Spitzenhotels mit All-inclusive-Angebot den Einheimischen überlassen. Viele Fische sind auch den Liebhabern maritimer Genüsse eher unbekannt. Neben Arabisch wird viel Malayalam gesprochen. Denn die Fischer haben ihre Wurzeln im indischen Kerala. Die Boote und Marktstände sind fest in arabischer Hand.

Die neue Welt auf künstlichen Inseln

Die Bauweise im modernen RAK ist im Vergleich zu Dubai, Sharja und Abu Dhabi flacher und weniger verdichtet. Nur entlang der palmengesäumten „Corniches“, der Straßen an den Ufern des Creeks, wurden Hochhäuser und mehrstöckige Hotelanlagen platziert, die sich dennoch in die Landschaft einpassen. 30 Kilometer südwestlich, in Richtung Grenze des Nachbaremirats Umm al-Qaiwain, ist Al Marjan Island aus vier künstlich aufgeschütteten Inseln und einer Halbinsel entstanden. Die größten Bauprojekte in RAK sind jedoch das Al Dana Village und das Al Hamra Village, das nahe der Kunstinseln mit Villen, Hotels, Einkaufszentren, Golfplatz und Yachthafen realisiert wird.

© Joel Anderson Photography 2011

Neben historischen Plätzen und neuen Hotspots locken die Luxushotels – vom „Waldorf Astoria“ bis zum „Hilton“ – mit Wellnessoasen und Naturreservaten, wie das legendäre „Banyan Tree Al Wadi Resort” mit einzigartigem Spa. Es liegt eingebettet in der Enklave von Al Hamra an einem weißen Privatstrand, gesäumt von Wüstenvegetation. Hier können Gäste in zeltartigen Bungalows übernachten und auf 14.000 Hektar die einzigartige Wüstenlandschaft erleben, Antilopen und Gazellen beobachten, Falknern bei der Arbeit zuschauen oder Kamelsafaris unternehmen.

Schnee auf dem Dach der Wüste

Kaum jemand weiß, dass das kleine Emirat dem Hadschar-Gebirge nicht nur seine blühenden Landschaften verdankt, sondern mit dem 1.934 Meter hohen Jabal Al Jais auch die höchste Erhebung der VAE. Der Gipfel liegt nur 25 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Einst kaum zugänglich, wurde das Gebiet inzwischen durch eine moderne Straße erschlossen, die auf atemberaubende Weise hinaufführt. Auf 35 Kilometern Länge schlängelt sich das Asphaltband an gigantischen Felswänden, steil abfallenden tiefen Schluchten sowie an terrassenförmig angelegten grünen Feldern und einsamen Dörfern vorbei. Nur noch wenige Kilometer Straße fehlen bis zur Bergspitze. Wenn die äußerst schwierigen Arbeiten abgeschlossen sind, sollen 45 Minuten ausreichen, um von der Hauptstadt in das Naturparadies zu gelangen.

© Tania Brassesco & Lazlo Passi Norberto

Auf dem Berg sollen neue Resorts, Ausflugslokale und Notfallstationen entstehen, inklusive kompletter Infrastruktur. Nach Angaben des Bauministers Ahmad al Hamadi sind zahlreiche Stützmauern an den steilen Felswänden Teil dieses ambitionierten Projektes. Für einen Trip auf das „Dach der Emirate“ sollte man wärmere Kleidung einpacken. Denn in einer Höhe von fast 2.000 Metern schneit es manchen Wintertagen sogar. So wird ein Ausflug auf den Jabal Al Jais zu einer Reise in eine andere Welt! Schnee in einem Wüstenstaat – das ist schon ein besonderes Erlebnis.

Die Wüste lebt

Doch in RAK lebt sogar die Wüste. Sie hat hier mehr zu bieten, als man allgemein erwartet: beeindruckende Dünen und eine erstaunliche Pflanzenwelt, die sich perfekt an die schwierigen Lebensbedingungen angepasst hat. Die typischen Ghaf-Bäume und Sennespflanzen, die schon der Prophet Mohammed als Heilkraut pries, sind wahre Meister der Wassergewinnung und -speicherung. Mit Samen, die jahrelange Trockenheit überstehen, und dicken Blättern, in denen das lebenswichtige Nass über lange Zeit gespeichert wird, trotzen sie extremer Hitze und Wasserarmut.

Ras al Khaimah zieht internationales Publikum an, das dem Trubel in Dubai entfliehen will, aber dennoch nach nur 90 Minuten Fahrzeit in die gigantische Glitzerwelt eintauchen kann. Für Jung und Alt, Familien und Paare, Singles und Gruppen hat RAK viel zu bieten; das Preisniveau ist dabei niedriger als in Dubai oder Abu Dhabi. Fazit: Urlaub in RAK ist entspannter, die Landschaft abwechslungsreicher – hier bekommt man einfach mehr fürs Geld. www.ras-al-khaimah.eu

Highlights und Ausflugsziele in Ras al Khaimah

Sightseeing

Die „Bedouin Oasis“ ist eine der schönsten Attraktionen in der Wüste. Das Programm kann man weitgehend selbst bestimmen – nach dem Motto: Lebe einen Tag wie ein Beduine und vergiss den Rest der hektischen Welt. Urlauber finden in diesem Luxuszeltlager mit Service einen idealen Rückzugsort.

Eine Jeeptour in die Wüste oder ins Hadschar-Gebirge mit dem 1.934 Meter hohen Jabal Al Jais ist auch empfehlenswert.

Land und Leute

Den Fischmarkt am Creek besuchen und den Fischern bei der Arbeit zuschauen – hier gibt es Fische, die man noch nie gesehen hat.

Shopping

Den Souk in Ras al Khaimah City erkunden und um Souvenirs feilschen oder köstliche Datteln und Feigen probieren.

Geheimtipp

Ein Ausflug in den Ort Digdagga zur Kamelrennbahn, der auch ein Kamelmarkt angeschlossen ist – hier kann man eintauchen in diese rein arabische Männerdomäne. Die Rennsaison dauert von Oktober bis April. Die spannenden Wettbewerbe finden freitags sowie samstags statt und beginnen schon um 6.30 Uhr morgens, wenn es noch angenehm kühl ist.

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The photo taken on a partially cloudy stormy day concentrates in the foreground on the Harissa monastery and depicts in the background the coastline of the city of Beirut.