AGS setzt auf e-Antrieb
Was braucht es, um ein Flugzeug abzufertigen? Oft eine Menge Diesel. Das gehört nun teilweise der Vergangenheit an. Am Hannover Airport können zwei Frachtflugzeuge parallel CO2-neutral abgefertigt werden – zumindest, was die Arbeiten der Tochterfirma Hannover Aviation Ground Services (AGS) angeht.
Diese kümmert sich um die Bodenabfertigung am Hannover Airport. Die Geräte der AGS werden mit grünem Strom aus erneuerbaren Energien betrieben. Voll elektrisch also. 81 e-Geräte sind bereits Bestandteil des Fuhrparks, der insgesamt 145 Fahrzeuge umfasst. Das ist gut für die Umwelt, gut für die Gesundheit der Mitarbeiter und spart langfristig Geld! 600 Tonnen CO2 vermeidet der Hannover Airport dadurch jährlich.
Unter Volldampf, aber ohne Rauch!
Fünf Geräte von groß bis klein stehen schon in den Startlöchern, als ein Frachtflugzeug voll beladen am Hannover Airport auf die Außenposition 58 rollt. Sobald die Turbinen abgestellt sind, geht es los. Die Mitarbeiter kümmern sich um die sicherheitsrelevanten Maßnahmen und setzen ihre e-Fahrzeuge in Bewegung. Dann geht alles ganz schnell. Hand in Hand. Denn schon nach anderthalb Stunden wird die Maschine wieder Richtung Spanien abheben. Dazu muss das Flugzeug unter anderem mit Strom versorgt werden. Zwei eGPUs (electronic Ground Power Units) stehen dafür zur Verfügung und ermöglichen emissionsfreie Stromversorgung der Flugzeuge auf dem Vorfeld. Der Vorteil: Sie sind mobil und leise! Darüber freuen sich auch die Mitarbeiter vor Ort:
Normalerweise sieht, riecht und hört man es deutlich, wenn die Flugzeuge mit den Diesel-Bodenstromgeräten versorgt werden. Von den neuen Geräten bekommt man so gut wie nichts mit.
– Schichtkoordinator Christopher Kulozik
Perfektes Zusammenspiel
Neben dem Flugzeug die größte Maschine vor Ort: der e-Loader. Mit ihm werden die Fracht-Container aus und in das Flugzeug geladen. Das funktioniert hydraulisch. Angetrieben natürlich mit Strom. Parallel werden die elektrisch betriebene Fluggasttreppe sowie e-Powerstows zum Be- und Entladen der kleineren Frachtgepäckstücke in Position gebracht. Letztere werden nach und nach aus dem Gepäckraum auf das Förderband gelegt. Jedes einzeln per Hand. Unten stehen schon zwei weitere Mitarbeiter bereit, die den Trolley der e-Schlepper mit der Fracht beladen. Währenddessen rollt schon das nächste Flugzeug herbei. Das Spiel geht von vorne los. Abschließend erfolgt der Pushback, der die Maschine für ihren nächsten Start wieder in Position bringt. Natürlich auch 100 % elektrisch.
Ambitionierte Pläne
Die AGS übernimmt einen großen Teil der Abfertigungsarbeiten. Ganz CO2-neutral geht es jedoch noch nicht am HAJ. Für die Passagierabfertigung werden künftig noch Busse, Lavatory-Wagen und Medical Highlifter umgerüstet. Auch Betankung oder Catering sind noch nicht CO2-neutral. Bis alles elektrisch umgestellt ist, werden noch einige Jahre vergehen. Die Infrastruktur des Hannover Airport ist ebenfalls Teil von dieser Weiterentwicklung. Das ehrgeizige Ziel: 2040 klimaneutral sein! Hierfür wird bereits umgerüstet und weitere Neubeschaffungen stehen an. Als Nächstes auf der Liste: Fünf weitere Abfertigungsgeräte, die in diesem Jahr die alten Diesel ablösen.
Gut zu wissen
Bereits 2016 und 2017 wurden die ersten Förderbänder mit finanzieller Unterstützung des Bundes angeschafft. Kontinuierlich wird die Fahrzeugflotte auf erneuerbare Energie umgestellt. Das Thema Second Life wird neben der Neubeschaffung ebenfalls betrachtet. Aktuell wird ein 5-Sitzer von Diesel auf e-Antrieb umgerüstet. So können schon bei den Herstellungsprozessen Ressourcen und CO2 eingespart werden. Nahezu alle Gepäck-Schleppfahrzeuge am HAJ werden bereits seit den 50-Jahren elektrisch betrieben. Seit Ende der 90er-Jahre konnten bereits 50 % der CO2-Emmissionen eingespart werden.
Investitionen dank Förderung möglich
Seit April sind die eGPUs am HAJ im Einsatz. Sie wurden vom Bundesministeriums für Digitales und Verkehr im Rahmen des Förderprogramms zur Marktaktivierung alternativer Technologien für die klima- und umweltfreundliche Versorgung von Luftfahrzeugen mit Bodenstrom an Flughäfen (Bodenstrom-Richtlinie) gefördert. Die Fördersumme betrug insgesamt 143.000 Euro. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert.