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Verkehrsplaner – Eine Frage der Koordination

Am Flughafen Hannover müssen viele Prozesse stimmen. Mittendrin: Die Verkehrsplaner. Ihre Aufgaben sind komplex. Bevor die Verkehrsplaner am Hannover Airport ans Werk gehen, passieren schon zuvor weltweit viele Dinge. National und international müssen die Zeiten aller Flüge aufeinander abgestimmt sein.

Jedes Land hat einen Flughafenkoordinator, der das übernimmt. Die Airlines müssen ihre geplanten Flüge innerhalb einer bestimmten Frist an die Flughafenkoordinatoren melden. Für die Feinabstimmung tagt dann zweimal jährlich die Flugplankonferenz der IATA. Immer im Juni und November. Dort verhandeln die Teilnehmer über eine internationale Abstimmung aller Flüge.

Auch der deutsche Flughafenkoordinator ist dann dabei. Er sitzt in Frankfurt und koordiniert die Start- und Landezeiten für 16 deutsche Verkehrsflughäfen. Dafür teilt er jedem Flug seinen Slot am Flughafen zu.

Bildnachweis: Markus Lindert (Hannover Airport)

Was ist ein Slot?

Ein Slot ist die Zeitnische, die einer Fluggesellschaft zum Starten oder Landen an einem Flughafen zugewiesen wird. Wie viele Slots zur Verfügung stehen, hängt von mehreren Faktoren ab: der Kapazität des Flughafens, der Anzahl seiner Start- und Landebahnen. Aber auch von der Art der Passagier­abfertigung.

Diese Slots werden an die Airlines verteilt. Dabei gilt: Wer einen Slot belegt, darf ihn auch behalten, sofern der Slot auch regelmäßig genutzt wird. Wünscht eine Airline für eine bestehende Flugverbindung eine zeitliche Verän­derung, wird ihr ein neuer Slot zugewiesen. Für neue Slots gibt es einen Slotpool. Gibt eine Airline einen Slot zurück oder wird ein neuer Slot geschaffen, wandert er in diesen Pool.

Planung mit Feingefühl

Jetzt kommen die Verkehrsplaner am Hannover Airport ins Spiel. Sie legen die Abläufe vor Ort fest. Vor allem aber erstellen die Verkehrsplaner den zentralen Flugplan für den Hannover Airport. Denn sie bekommen nicht nur die festgelegten Daten vom Flughafenkoordinator. Zusätzlich gibt es Chartermaschinen und Flüge der Royal Air Force, aber auch VIP-Flüge.

Heute erfolgt die Verkehrsplanung softwareunterstützt an Rechnern.

Sie erscheinen zwar nicht auf den Anzeigetafeln in den Terminals. Dennoch müssen sie sich in den Verkehrsplan einfügen. Nur so kann das ganze System störungsfrei funktionieren.

Alles hat System

Alle Rohdaten laufen im Flugplanmanagementsystem zusammen. Das Herz des Flughafens, hier schlägt es. Die Verkehrsplaner gleichen alle Daten ab. Sie verwandeln die Rohdaten in Umläufe. Welcher Flieger geht auf welche Position, an welches Gate? Welchen Check-in-Schalter, welchen Wartebereich bekommt der Flug zugewiesen? Kurze Wege für die Passagiere, Zeit sparen bei der Abfertigung – darauf kommt es an. Die Verkehrsplaner müssen viele Entscheidungen treffen.

Gut, dass es Kriterien gibt, die ihnen dabei helfen. Von der Größe einer Maschine hängt ab, auf welche Parkposition sie passt. Hier geht es um Fassungsvermögen und Flugzeugabmessungen. Auch Schengen- oder Non-Schengen-Flüge müssen bei der Planung berücksichtigt werden.

Bei Linienflügen ändert sich sel­ten etwas – deshalb bekommen sie eine saisonale Vorbelegung. Eine Position, ein Gate, festgelegte Abfertigungsressourcen. Die ganze Saison über. Vom Terminal über den Check-in, den Warteraum und das Gate bis zur Position.

Der Arbeitsflugplan

Zweimal pro Woche erstellen die Verkehrsplaner den Arbeitsflugplan. In ihm sind alle Flüge verzeichnet, von der Chartermaschine bis zum Linienflug. Bis zum Jahr 2000 passierte das noch mit Papier und Bleistift. Die Verkehrsplaner mussten jeden einzelnen Flieger per Hand eintragen. Eine gute Schule, sagen die Kollegen, die schon länger dabei sind. Man bekommt dadurch ein ganz anderes Verständnis, als wenn man die EDV arbeiten lässt. Mit der Digitalisierung wurde trotzdem alles besser: Nun können sich keine Fehler mehr einschleichen. Die Planung geht natürlich deutlich schneller.

Früher wurden die Daten per Hand in Plänen notiert.

Vier Verkehrsplaner gibt es am Hannover Airport. Einen großen Teil ihres Arbeitstages verbringen sie am Schreibtisch. „Natürlich müssen wir die Terminalkubatur trotzdem gut im Kopf haben“, sagt Verkehrsplaner Nils Steinbrecher. Deshalb ist es hilfreich, wenn man schon auf dem Vorfeld gearbeitet hat und den Flughafen gut kennt.

Verkehrsplaner ist kein Lehrberuf. Wer diese Arbeit ausüben möchte, braucht ein Feeling für Flugzeuge und technisches Verständnis. Vieles kann man lernen: Kürzel, Fachsprache, Flugzeugtypen und ihre Abmessungen.

Kleine Zahlen, große Wirkung

Der Job erfordert Genauigkeit, erklärt Verkehrsplaner Kristian-Thorge Neumann. „Man muss gut abstrahieren können. Wir haben eine Kombination von Zahlen und Buchstaben, aber dahinter steckt eben eine ganze Prozesskette. Jeder kleine Eintrag hat operativ und technisch eine große Konsequenz. Eine kleine Zahl, die für ein Gepäckband steht, kann den ganzen Abfertigungsprozess beeinflussen. Die Devise ist deshalb immer: Zweimal hinschauen.“

Heute erfolgt die Verkehrsplanung softwareunterstützt an Rechnern.

Einer für alle

Die Daten, die die Verkehrsplaner erstellt haben, werden überall am Flughafen gebraucht. Gastronomie- und Shop-Betreiber, Zoll und Bundespolizei, Handlings-Agenten, Bodenabfertiger – sie alle richten sich nach dem Flugplan. Die einen mit ihren Öffnungszeiten, die anderen mit ihrem Personaleinsatz. Auch an andere Systeme fließen die Daten weiter – etwa das Ab-rechnungssystem. Die Verkehrs­planer schaffen eine Arbeitsgrundlage für den gesamten Flughafen.

Auch mit der Vorfeldkontrolle arbeiten sie eng zusammen. Während die Verkehrsplaner in die Zukunft denken, regelt die Vorfeldkontrolle blitzschnell tagesaktuelle Abläufe. Zum Beispiel, wenn sich kurzfristig ein Check-in-Schalter ändert.

Es sind viele Informationen und Prozesse, die die Verkehrsplaner im Blick haben müssen. Fast wie Jongleure müssen sie vieles präzise aufeinander abgestimmt in Bewegung halten. Jongleure? Da schmunzelt Chef-Verkehrsplaner Andreas Mohrholz: „Wir jonglieren schon, aber mit etwas mehr Ruhe.“

International Air Transport Association (IATA)

Gründung: 19.04.1945

Sitz: Montreal, Kanada

Die International Air Transport Association (IATA) ist eine Interessenvertretung der Fluggesellschaften. Weltweit. Der Organisation gehören 280 Fluggesellschaften an. Diese machen 83 % des gesamten Flugverkehrs aus. Mitglieder sind große oder nationale Luftfahrtgesellschaften, die internationale und interkontinentale Flüge durchführen.

Das Ziel: Die IATA fördert den sicheren, planmäßigen und wirtschaftlichen Transport von Menschen und Gütern in der Luft.

Der Branchenverband verbessert das Verständnis für die Luftverkehrsbranche. Er unterstützt die Zusammenarbeit aller Unternehmen, die an internationalen Lufttransportdiensten beteiligt sind.

Weitere Informationen finden Sie auf www.iata.org

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