Ab durch die Luft – Hundert Jahre zivile Luftfahrt
Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit. Die zivile Luftfahrt hat ihn erfüllt. Heute bringt sie Menschen bis an die entlegensten Orte der Welt. Vor hundert Jahren fing alles an.
Die Geschichte der zivilen Luftfahrt in Deutschland beginnt mit der Deutschen Luft - Reederei (DLR). Anfang Februar 1919 startete sie mit einer Verbindung auf der Strecke Berlin–Weimar. Im ersten Monat beförderte sie 206,5 Kilogramm Post, 5.559 Kilogramm Zeitungen und 19 Passagiere.
Abkürzung durch den Himmel
Zwei Jahre zuvor war die Deutsche Luft - Reederei AG in Berlin gegründet worden. 1919 erhielt sie vom damaligen Reichsluftamt die Genehmigung, von Berlin aus Tagesflüge zu unternehmen. Das erste Ziel: Weimar. Dort tagte die Nationalversammlung. Sie brauchte schnellen Zugriff auf Informationen aus der Hauptstadt. Der Luftweg bot sich dafür geradezu an. Über Land brauchten Eilbotenbriefe mehrere Tage. Mal war die Reichsbahn unpünktlich, mal fehlte es an Kohle und mal gab es Streiks.
Post von oben
So starteten am 5. Februar 1919 zwei Piloten die Motoren ihrer Doppeldecker. Gegen 13:00 Uhr gaben sie auf dem Flugplatz Johannisthal Vollgas. Schon nach wenigen Metern hoben sie ab in den bewölkten Himmel. Passagiere waren auf diesem Flug noch nicht an Bord. Geladen waren 4.000 Exemplare der Zeitung „B.Z. am Mittag“. Zwei Stunden später landeten beide Flugzeuge wohlbehalten in Weimar. Was für eine Sensation: Briefe, die per Luftpost verschickt wurden, erreichten den Empfänger noch am selben Tag.
Von der Sensation zum Flugplan
Am 6. Februar 1919, einen Tag später, gab es die ersten planmäßigen Flüge. Wieder von Berlin nach Weimar. Wieder mit Zeitungen und Post beladen. Diesmal wurde auch Leipzig aus der Luft versorgt. Eine Landung jedoch sparten sich die Piloten. Sie warfen die Zeitungspakete und Postsendungen einfach aus dem offenen Cockpit.
Bereit zum Boarding
Die Begeisterung für das neue Verkehrsmittel war groß. Zeitungen berichteten überschwänglich. Die ersten Passagiere ließen nicht lange auf sich warten. Am 10. Februar machten zwei Flugzeuge aus Weimar eine Zwischenlandung in Leipzig. Dort wartete erstmals ein angemeldeter Fluggast. Insgesamt beförderte die DLR in ihrem ersten Jahr 2.921 Personen.
Luftiger Luxus
Auf den heutigen Service und Komfort mussten die Passagiere verzichten. Flugbegleiter, Info-Monitore oder Sicherheitshinweise: Fehlanzeige. Dafür flog man mit Schutzbrille, Helm und Pelz. Jeder Fluggast erhielt leihweise Pelzanzug, Schal, Pelzstiefel und Pelzhandschuhe – gegen die Kälte. Sitzplätze gab es nur im Freien. Die Außentemperatur bewegte sich am Boden um den Gefrierpunkt. Jeder wollte die neue Art des Reisens ausprobieren. Leisten konnten es sich nur wenige. Der einfache Flug von Berlin nach Weimar kostete 450 Mark. Damals eine unvorstellbare Summe. Für Hin- und Rückflug mussten Passagiere 700 Mark aufbringen.
Ein Streckennetz entsteht
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Bald eröffnete die Deutsche Luft-Reederei weitere Strecken, beispielsweise Berlin–Hamburg, Berlin–Braunschweig, Hannover–Gelsenkirchen/Rotthausen oder Berlin–Warnemünde.
Bereits Anfang der 1920er-Jahre gründeten sich zahlreiche Luftverkehrsunternehmen. Zeitweise gab es mehr als 30 in Deutschland. Wirtschaftlich war das jedoch nicht. Bald folgten erste Konsolidierungen. Sie führten am 6. Januar 1926 zur Gründung der Deutschen
Luft Hansa AG.
Rasanter Aufstieg
In den folgenden Jahrzehnten erlebte die zivile Luftfahrt ein spektakuläres Wachstum. Heute gehört Fliegen zum Alltag, ferne Länder sind greifbar nah. In zwei Stunden von Berlin nach Weimar? Das ist längst Geschichte. Ein Transatlantikflug ist nur noch ein Katzensprung, New York innerhalb von sechs Stunden erreichbar.
Farbe auf dem Vorfeld
Eine Vielzahl von Fluggesellschaften hat sich auf dem Markt etabliert. Auf dem Vorfeld am Hannover Airport ist es bunt. Die Lackierungen Dutzender Fluggesellschaften leuchten um die Wette. Ihren Passagieren versprechen sie eine breite Palette an Serviceangeboten. Mit Bordgastronomie, Kinderbetreuung und Filmauswahl. Urlaub in der Sonne, Abenteuer in der Wildnis oder Städtedschungel im fernen Osten: Die zivile Luftfahrt bringt Menschen schnell bis ans andere Ende der Welt.
Zahlen, Daten und Fakten
- Der einfache Flug von Berlin nach Weimar kostete 450 Mark.
- Im ersten Jahr flogen 2.921 Personen.
- Erste Verbindung: Berlin–Weimar.
- An Bord im ersten Monat: 206,5 Kilogramm Post, 5.559 Kilogramm Zeitungen und 19 Passagiere.
- Außentemperatur beim Erstflug am Boden 0 °C.