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Venedig – Königin der Sinne

Verwinkelte Gassen. Steinerne Bogenbrücken. Offenkundig grandiose Pracht, verflochten mit dem Charme des Verborgenen, berührt die Seele. Die einstige Serenissima ist Inspiration für Augen und Ohren. Ganz besonders in der Dunkelheit.

Vom Hannover Airport dauert der Direktflug gute anderthalb Stunden. Gelandet wird am Flughafen Marco Polo, einem Flughafen mit großem Namen. Der venezianische Händler und Kosmopolit ist starkes Symbol für die mittelalterliche Republik. Venedig kam bereits um 1.000 n. Chr. zu Reichtum und Macht. Frühe internationale Handelbeziehungen hatten dem Stadtstaat üppigen Wohlstand beschert.

Leise durch die Nacht gleiten

Bereits am Flughafen lassen sich Mehrtagestickets für die Nutzung der Wasserbusse, die Vaporetti, erwerben. Ein sinnvoller Kauf. Der Transferbus zum Piazzale Roma ist bereits im Preis enthalten. Hier heißt es: „Umsteigen bitte!“ Am besten in die Vaporetto-Linie 1. Eine erste 45-minütige Stadtrundfahrt durch den Canale Grande beginnt. Glück hat, wer sich einen Platz direkt unter freiem Himmel sichert. Glücksgefühle stellen sich dann ganz von selbst ein. Besonders zauberhaft ist die Kulisse nach Sonnenuntergang. Die Lichter der Stadt bringen den Canale zum Funkeln. Vorbei an der Ponte di Rialto, dem Palazzo Grassi und dem Dogenpalast. Richtung Lido. Mystisch.

Singende Gondeln

Hier und da kreuzt eine Gondel. Um die 25.000 Euro kostet deren Anfertigung. Wer sie führen will, benötigt eine staatliche Ausbildung. Und eine der begehrten Lizenzen. All das erklärt den stolzen Preis für eine Fahrt. Ist ein Sänger an Bord, schießen die Kosten nochmals in die Höhe. Günstiger geht es mit der Minivariante, den Traghetti. Eine Überfahrt von einer Seite auf die andere kostet nur wenige Euro. Freude bringt beides.

Rauschen, Klänge und Stimmengewirr

Venedig ist eine Stadt der leisen Töne. Vor allem abends, wenn sich der Trubel von Touristen und Gästen aufgelöst hat. Kurzes Innehalten und Ohrenspitzen eröffnet das V­enedig der Musik. Barockkonzerte findet man an fast jedem Campo. Musikstudenten zeigen ihr Können. Oft Händel. Oft Verdi. Herausgeputzte Palazzi bieten hierfür den passenden Rahmen. Perfekte Akustik und weltberühmte Musiker findet man im Teatro La Fenice. Rot. Gold. Plüschig. Und wunderschön.

© iStock.com/ArtMarie

Moll statt Dur

Die Großen der Kunstszenen kamen und blieben. Schauspieler, Schriftsteller, Tänzer. Viele fanden ihre letzte Ruhestätte auf der Friedhofsinsel San Michele. Sie liegt circa 30 Vaporetto-Minuten von der Hauptinsel entfernt.

Filmklassiker wie „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ brachten Kinofans zum Gruseln. Trauerboote gehören zum venezianischen Alltag und sind eher beeindruckend als beängstigend. Unter Geleit von Angehörigen wird der Verstorbene durch die Kanäle seiner Stadt geführt. Berührende Momente sind das. Auch für die Beobachter am Ufer.

Standesgemäß verabschiedet wurde auch Guggenheim-Erbin Peggy. Sie hatte einst im Palazzo Venier dei Leoni ihr Museum für moderne Kunst eröffnet. Ein Muss für Kunstliebhaber! Als Tochter des beim Untergang der Titanic verstorbenen Geschäftsmannes Benjamin Guggenheim konnte sie sich ein Leben als Mäzenin leisten. Ihr Grab und das ihrer Hunde (!) befindet sich im Museumsgarten des Palazzo.

Lorenzo Quinn erregte mit seiner Skulptur Aufsehen. Der Bildhauer ist
ein Sohn von Schauspieler Anthony Quinn. |© iStock.com/Joaquin Ossorio-Castillo

Roter Teppich für die Kunst

Klickgeräusche und Blitzlichter begleiten die Internationalen Filmfestspiele. Seit 1932 prä­sentieren sich Stars und Sternchen auf dem Lido di Venezia. Der ehemals mondäne Lido trennt Venedig vom offenen Meer. Mit einem Leihfahrrad ist die Nehrung gut zu umrunden. Jugendstilhotels wie das Grand Hotel des Bains erzählen von eleganten Tagen. Thomas Mann inspirierte sich hier für sein Werk „Tod in Venedig“. Im Kinoerfolg „Der Englische Patient“ gelang es als Shephard’s Hotel zu Berühmtheit. Heute steht es leer. Es wartet dringend auf neue Besitzer.

Wenn die Riesen kommen

Kreuzfahrtschiffe sind Meeres­giganten. Laufen sie in die venezianische Lagune ein, werden Häuser und Paläste zu Minia­turen. Ein Sonnenbad auf der Dachterrasse wird schnell zu einer schattigen Angelegenheit. Seit die Touristenriesen den Canale Grande umfahren müssen, nehmen sie den Weg über den Canale della Guidecca. Bei schönem Wetter sind die Ein- und Ausfahrten gut zu beobachten. Am besten von einem der besten Cafés auf Guidecca, dem Majer.

Ein Ombra für den Commissario

Wer kennt ihn nicht: Donna Leons Commissario Brunetti. In mittlerweile 28 Bänden wan­dert der Venezianer durch die Gassen seiner Heimatstadt. Am Campo San Polo hat er sein fiktives Zuhause. Mittags kehrt Brunetti gern auf ein paar Ombre ein. Es gibt unzählige Bars mit Stehtresen. 100 Milliliter passen in die kleinen Weingläschen. Eine venezianische Maßeinheit sozusagen. Mehr als 50.000 Ombre werden pro Tag getrunken. In einer Kleinstadt mit knapp 60.000 Einwohnern. Salute!

Cicchetti zum Feierabend

Zum Abschluss eines langen Arbeitstages werden die Ombre um venezianische Häppchen ergänzt: die Cicchetti. Kreative Köstlichkeiten im Miniformat. Polentacrostini. Gratinierte Jacobsmuscheln. Radicchiopäckchen. Serviert werden die Cicchetti in traditionellen Weinbars, den Bacari. Es gibt sie nur in Venedig. Bei jeder Wetterlage stehen die Venzianer in ihrem Stamm-Bacaro. Und auch davor. Am offenen Fenster wird der dritte oder vierte Ombra gereicht. Selten bestechen die Bacari durch ein glanzvolles Äußeres. Die Qualität ihrer Angebote ist fast immer fürstlich.

Ab in die Nacht

Ein abendlicher Bummel durch die Sestieri rundet einen venezianischen Urlaubstag ab. Sestieri bedeutet Sechstel. Sie unterteilen die Stadt. Jedes hat seine eigene Persönlichkeit. San Marco ist mit dem Markusplatz das berühmteste. Ganz in der Nähe befindet sich auch die Seufzerbrücke. Tummelplätze der Kreuzfahrttouristen. Tagsüber. Spät abends gibt es die einsamen Momente. Gondeln sind vertäut. Geschäfte und Galerien geschlossen. Auch im Caffè Florian sind Gläser und Geschirr abgeräumt. Seit dreihundert Jahren bewirtet das Kaffeehaus seine Gäste. Endlich kann sich die Piazza San Marco erholen. Buona notte, Venezia.

© iStock.com/Jacon Thue

Venedig ist trotz der vielen Touristen immer noch sehenswert und man sollte die hübsche Stadt mit ihren faszinierenden Kanälen und den alten, leicht morbiden Gemäuern wenigstens einmal im Leben gesehen haben.

Wenn einem dann die Menschen etwas zu viel geworden sind, nimmt man das Vaporetto, das Wassertaxi, und fährt auf die Insel Burano, nicht zu verwechseln mit der näher gelegenen Insel Murano, bekannt für ihre Glaskunst. Die Läden auf Burano wiederum glänzen mit aufwendigen Spitzenstickereien auf Leinenstoffen und Kunstwerken der Nadelspitzen-Technik Reticella.

Burano ist klein und besticht vor allem mit seinen farbenfrohen Fischerhäusern. Die Idee zu den bunten Fassaden sollen einst die Fischer gehabt haben, die, mit einem Bier zuviel im Blut, ihre Häuser nach dem Kneipengang anhand der Farben besser finden konnten – so geht jedenfalls die Geschichte. Nach einem Spaziergang durch die winzige Stadt machen Sie am besten Pause in einem der gemütlichen Restaurants und lassen sich mit Meeresfrüchten aus der Lagune verwöhnen.

Reisen von Hannover sind buchbar unter 0511 977-1111  oder www.haj.de

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Foto: © Joel Anderson Photography 2011 – www.joelanderson.com/
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