Tierisch was los: Perfektes Zusammenspiel
Am Hannover Airport starten und landen jeden Tag die unterschiedlichsten Flugzeugtypen. Auch das Spektrum von Tierarten, die sich auf dem Flughafengelände wohlfühlen, ist abwechslungsreich. Wir schaffen Raum, in dem das Miteinander von Flugzeugen und lebendigen Fliegern gut funktioniert.
Davon können die meisten Städte nur träumen: Knapp 70 Prozent des Betriebsgeländes des Hannover Airport sind nicht bebaut, sondern bieten Flora und Fauna viel Platz. Für Bienen und Heidschnucken, Graslandschaften oder Orchideen.
Der Hunger ruft sie in aller Frühe auf den Plan: Feldlerchen, Stare und Kiebitze. Aber auch größere Vögel wie Dohlen, Graureiher und Gänse sind dann aktiv. Auf den gemähten Wiesen entlang der Start- und Landebahn finden sie besonders viel Nahrung. Das kurze Gras hält viele schmackhafte Insekten bereit.
Ab 7:00 Uhr ist deshalb Jürgen von Ramin mit seinem Fahrzeug unterwegs. Täglich kontrolliert er das Flughafengelände. Seine Aufgabe: Bird Control. Er verscheucht Vögel, bevor sie den Flugzeugen zu nah kommen. Denn wenn das passiert, kann das ernsthafte Folgen haben.
80 Prozent der Vogelschläge finden unterhalb von 500 Metern statt. In der Start- und Landephase. Besonders gefährdet sind die Triebwerke und das Cockpit. Ab einem Gewicht von 300 Gramm werden Vögel zum Risiko. Deshalb hält Jürgen von Ramin größere Federtiere fern.
10:00 Uhr: Die thermischen Bedingungen sind nun ideal für Greifvögel. Sie schrauben sich in den Himmel, um nach Beute Ausschau zu halten. Mit Schreckschusspistole und Laserpointer vergrämt von Ramin sie. An seiner Seite ist sein vierbeiniger Helfer „Eiko“.
Kollege auf vier Pfoten
Der Bretonische Vorstehhund unterstützt den Ornithologen bei seiner Arbeit. Er hat eine klassische Jagdhundausbildung mit Zusatzqualifikation: Wenn er einen Hasen oder Greifvogel wittert, hetzt er ihn nicht, sondern bleibt stehen und zeigt ihn an. Nichts darf ihn aus der Ruhe bringen: nicht startende und landende Flugzeuge, aber auch nicht das Knallen der Schreckschusspistole. So findet er jeden Vogel.
Der positive Nebeneffekt: Wenn Eiko durch das Gras streift, bleibt sein Geruch bis zu drei Tage daran hängen und schreckt Wildtiere ab. Eine weitere Art der Vergrämung.
Zugvögel im Blick
Einzelflieger wie der Falke sind für den Bird Controller kein Grund zur Beunruhigung. Er hält nach Schwärmen Ausschau. „Stare und Kiebitze fliegen mit bis zu 500 Vögeln ein, um dann weiter zu ziehen. Solche Schwärme sind für die landenden und startenden Maschinen eine ernsthafte Kollisionsgefahr.“
Deshalb ist im Frühjahr und im Herbst besondere Aufmerksamkeit gefragt. Wenn die Zugvögel vorbeikommen, geht eine Taube mit auf Pirsch. Sie sitzt auf von Ramins Schulter oder in einem Kasten und macht durch ihre Kopfbewegungen auf größere Vögel aufmerksam. „Im Oktober bei Hochdruckwetterlagen und Ostwind gibt es starke Zugbewegungen.“
Alles unter Kontrolle
Eine weitere Aufgabe ist das Biotop-Management. Der 46-Jährige gestaltet in Absprache das Flughafengelände ökologisch so aus, dass Vögel keinen Anreiz haben, sich hier anzusiedeln.
„Wir lassen den Bewuchs außerhalb der Sicherheitszone möglichst stehen. Im hohen Gras fühlen sich Vögel nicht richtig wohl. Sie können ihre Feinde nicht rechtzeitig erkennen und die Nahrungssuche ist erschwert“, erklärt der studierte Bioverfahrenstechniker. Ebenso führt eine gezielte Nährstoffverarmung des Bodens zum Rückgang von Nagetieren und entzieht den Greifvögeln die Nahrungsgrundlage.
Natürlich HAJ
Um den Flughafen herum hingegen darf die Natur sich ganz frei entfalten. In zahlreichen Projekten wurden Flächen behutsam gestaltet und damit Lebensräume für Pflanzen und Tiere geschaffen. Zum Beispiel eine ehemalige mit Niederschlagswasser gefüllte Tongrube. Seit 2012 verwandelt sie sich nach und nach in ein struktur- und abwechslungsreiches Biotop und gibt Raum für eine noch größere Artenvielfalt.
Zusätzlich wurden durch die Ortsgruppe Langenhagen des Naturschutzbundes (NABU) im Gebiet der Nordbahn 27 Teiche als Amphibienlaichgewässer neu hergerichtet. Ein voller Erfolg: Viele regionale Amphibienarten wie Kammmolch, Teichmolch und Laubfrosch finden hier nun Laichplätze und Rückzugsorte. Auch mehrere auf der Roten Liste aufgeführte Pflanzen wie die Krebsschere und der Reinweiße Wasserhahnenfuß haben sich an den Gewässern angesiedelt.
Noch mehr Tiere
Eine ökologische Pflegepartnerschaft verbindet den Hannover Airport mit dem Hegering Langenhagen e. V. Das gemeinsame Ziel: Die Artenvielfalt weiter zu vergrößern. Äußerst erfolgreich, wie sich zeigt. Wildtiere wie Rehe und Hasen nutzen die Flächen außerhalb des Betriebsgeländes zur Nahrungssuche. Vögel wie Rebhühner, Feldlerchen und Kiebitze nisten dort. Viele weitere Tierarten wie Gottesanbeterin, Libelle und Laubfrosch haben ein neues Zuhause gefunden.
Kompakter Offroader: Kettenfahrzeug mit viel Mobilität
2,90 Meter lang, 1,23 Meter breit, 1,65 Meter hoch und tundragrün. So präsentiert sich der Argo XTI. Das Amphibienfahrzeug erreicht jeden Bereich des Flughafens. Bei jeder Wetterlage. Wo andere Fahrzeuge an ihre Grenzen geraten, beginnt das Einsatzgebiet dieses kleinen Kraftpaketes. Sein geringes Gewicht und der Kettenantrieb machen das Fahrzeug extrem geländetauglich. Ohne den Untergrund zu beschädigen.
Eckdaten
- Fahrzeugtyp: Argo XTI, Benziner V-twin-Viertaktmotor mit 31 PS
- Bereifung: 25″ HEAT
- Ausstattung: Lenzpumpe, Seilwinde, Gummi-Raupenketten, Faltverdeck
Naturnah
Der Hannover Airport ist bunt und vielfältig. Artenreiche Tier- und Pflanzenwelt in direkter Nähe zu Terminals und Rollbahnen. Ein spannender Kontrast, der das Fernsehen interessiert. Deshalb war ein NDR-Kamerateam auf dem Gelände unterwegs. Daraus entstand beim NDR eine Folge für die Serie „NaturNah“. Sehen kann man die Folge „Mikrokosmos am Rollfeld“ in der NDR Mediathek.
Seltene Sichtungen
Im August 2016 zum ersten Mal gesichtet: der Alpenstrandläufer im Schlichtkleid. Er ist tatsächlich die 150. dokumentierte Vogelart am Hannover Airport. Nur ein einziges Mal gesichtet wurde die Ringelschnabelmöwe. Sie gehört auch deutschlandweit zu den echten Raritäten.